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Diese Apps unterstützen Sie bei Allergien und Unverträglichkeiten

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Heuschnupfen, Asthma, Insektengiftallergie oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten – Apps können das Leben mit einer Allergie erleichtern. Wir haben eine Auswahl getestet.

In Deutschland leidet knapp jeder Fünfte unter mindestens einer Allergie. Tränende oder brennende Augen, triefende Nase, Hautausschläge oder sogar Atemnot – die Beschwerden sind vielseitig und nicht immer harmlos. Bei Pollen- und Gräserallergien, Asthma, Nahrungsmittelunverträglichkeiten oder auch Insektenstichallergien gilt es daher, die Auslöser zu meiden.

Apps können dabei unterstützen. Sie helfen, Allergieauslösern aus dem Weg zu gehen oder zumindest vorbeugende Maßnahmen zu treffen. Sie liefern Hintergrundwissen und wichtige Tipps für den Notfall. Digitale Helfer können eine Allergie nicht heilen. Aber sie können den Betroffenen helfen, besser mit der Erkrankung zu leben.

Wir haben eine Auswahl an Apps für verschiedene allergische Erkrankungen getestet.

Allgemeines zum Datenschutz

Grundsätzlich räumten alle getesten Apps den Nutzenden die Möglichkeit zur Berichtigung und Löschung (Art. 16 und 17 DSGVO) der eigenen personenbezogenen Daten sowie ein Auskunftsrecht (Art. 15 DSGVO) ein und berücksichtigten das Prinzip der persönlichen Einwilligung.

Apps bei Heuschnupfen

  • Klara

Zielgruppe: Menschen mit Pollenallergie ab dem 12. Lebensjahr

Wichtigste Funktionen: Mit der App können Sie Symptome bei Allergien gegen Pollen, Gräser und Kräuter und eingenommene Allergie-Medikamente protokollieren. Das persönliche Allergietagebuch wird mit Wetter-, Pollenvorhersage- und Luftqualitätsmessungs-Diensten abgeglichen, um die tagesabhängige individuelle Belastung zu bestimmen. Dazu gibt es einen Allergiekalender und Tipps zum Allergiemanagement passend zur individuellen Symptomatik. Wer will, kann sich per Push-Benachrichtigung regelmäßig erinnern lassen.

Was uns besonders gut gefallen hat: personalisiertes Allergie-Management, lockere und übersichtliche Benutzeroberfläche

Was nicht so toll war: Tipps zum Allergiemanagement sind häufig an die Produktpalette des Herstellers ALK geknüpft

Was mit Ihren Daten passiert: Persönliche Daten werden DSGVO-konform verarbeitet. Hierfür ist eine Einwilligung nötig und es gibt eine Zweckbindung. Die Weitergabe an Dritte (ALK-Partnerunternehmen, „relevante externe Datenverarbeiter“) ist vorgesehen. Alle persönliche Daten lassen sich jederzeit bearbeiten und löschen und in andere Anwendungen mitnehmen (die sogenannte Datenübertragbarkeit ist gesichert). Auch können die Daten heruntergeladen werden, sowie ihre Verarbeitung „eingeschränkt“ werden. Klarify verspricht „angemessene technische und organisatorische Sicherheitsmaßnahmen“ zum Schutz der App und der darin enthaltenen Daten.

Entwickelt im Auftrag von: klarify.me, ALK e-com A/S (Allergie Labor Kopenhagen)

Smartphone Betriebssystem: ab iOS 10.0, ab Android 5.0, Download hier

Preis: kostenlos

  • Husteblume

Zielgruppe: Menschen mit Allergien ab dem 12. Lebensjahr

Wichtigste Funktionen: Mit einem Selbsttest können Sie ihr persönliches Risiko einer allergischen Atemwegserkrankung (Heuschnupfen) bestimmen. In einem Pollenkalender lässt sich die täglichen Belastung für Augen, Nase und Lunge mit der entsprechenden Symptomatik -Jucken, Rötung, Husten oder ähnliches- für das jeweilige Allergen eintragen. Auch Kommentare zum Gesamtbefinden und zur Einnahme von Medikamenten sind möglich. Auf Basis dieser Informationen wird eine „Belastungsprognose“ erstellt. In einem Lexikon finden Sie allgemeine Informationen zu Allergenen. Zum Beispiel Blütezeit, mögliche Kreuzallergien zu anderen Stoffen, und ob die betreffende Pflanze besonders stark Allergien hervorruft (Potenz des Allergens). Außerdem steht ein regionaler Pollenflugkalender sowie eine kleine Mediathek mit Tipps in Form kurzer Video-Clips bereit.

Was uns besonders gut gefallen hat: Symptome lassen sich sehr genau einstellen

Was nicht so toll war: Es kann bis zu zwei Wochen dauern, bis eine langfristige Auswertung der Beschwerden (in Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Wien) zur Verfügung steht; graue Optik

Was mit Ihren Daten passiert: Es gibt eine Weiterleitung der persönlichen Daten (Tagebuch, Symptome-Angaben, Selbsttest-Fragebogen, GPS-Daten in „verwaschener Form“) an die TK und Dritte (mobivention GmbH, Medizinische Universität Wien, TK). Trotz Generierung einer „technischen Nutzer-ID“ (Pseudonymisierung) ist laut Hersteller keine Zuordnung der Daten zu einer konkreten Person möglich. Auch eine „anonymisierte oder pseudonymisierte“ Weiterleitung der Daten „für wissenschaftliche Zwecke“ behalten sich die Entwickler vor. Auch eine Weiterleitung „an andere Forschungsinstitute“ für Studienzwecke, dies geschieht jedoch nicht ohne Einwilligungserklärung.

Entwickelt im Auftrag von: Techniker Krankenkasse

Smartphone Betriebssystem: ab iOS 11.0, ab Android 6.0, Download hier

Preis: kostenlos

Apps bei Asthma

  • breazyTrack

Zielgruppe: Menschen mit Asthma ab dem 17. Lebensjahr

Wichtigste Funktionen: Für eine Ersteinschätzung stellt die App einen Asthma-Fragebogen auf Basis der GINA-Richtlinien (Global Initiative for Asthma) bereit. In einem Tagebuch können Sie Ihre Symptome, eventuell eingenommene Medikamente und die Peak-Flow-Werte erfassen. Die App bietet eine PDF-Berichtsfunktion beispielsweise zur Weitergabe des Protokolls an eine ärztliche Praxis. Regionale Umweltdaten mit Pollenflugvorhersage und Biowetter-Angaben (zum Beispiel Ozon und Feinstaub) liefern vorausschauende Informationen. Der Gesamtkomplex aller angegebenen Symptome wird innerhalb eines Zeitraums von sieben Tagen von der App ausgewertet. So sollen Betroffene neue Zusammenhänge und Tendenzen des individuellen Krankheitsverlaufs erkennen und verstehen lernen. Gegen Aufpreis gibt es Pro-Module. Diese bieten Zusatzfunktionen wie die Möglichkeit alle Daten auszudrucken, Asthma-Belastungsvorhersagen und Atemschulung.

Was uns besonders gut gefallen hat: gute Einführung, übersichtlich gestaltetes Tagebuch, einfacher Schritt-für-Schritt-Notfallplan

Was nicht so toll war: Werbung für Pro-Module nimmt Großteil der Startseite ein

Datenschutz: Die angegeben Gesundheitsinformationen werden an die Server des Herstellers übermittelt und einer „Breazy-ID“ zugeordnet. Es findet also keine Anonymisierung, sondern lediglich eine Pseudonymisierung statt. Eine Anonymisierung erfolgt erst, nachdem die Daten für die angegebenen Zwecke, in die der Nutzer eingewilligt hat, nicht mehr verwendet werden (z. B. nach einer Löschung der Daten).

Entwickelt von: breazy-health GmbH

Smartphone Betriebssystem: ab iOS 9.0, ab Android 4.1, Download hier

Preis: kostenlos, Pro-Module zwischen 0,99 und 1,99 €

Apps bei Insektengiftallergie

  • Stichalarm

Zielgruppe: Menschen mit Insektengiftallergie ab dem 12. Lebensjahr

Wichtigste Funktionen: Über einen Risikofragebogen können Sie ermitteln, ob Sie überhaupt zur Zielgruppe der Personen mit Allergie gegen Insektenstiche gehören. Ansonsten liefert die App ein eher breites Wissensangebot zu Allergieformen, Insekten, Tests, Hyposensibilisierung und Erste-Hilfe-Maßnahmen im Notfall. Ein Stich-Tagebuch dient der Dokumentation. Auf einer Karte können Sie bei bestehender Internetverbindung die nächste geeigneten fachärztliche Praxis finden. Tipps zur Vermeidung von Stichen und eine Erinnerungsfunktion runden das Angebot ab.

Was uns besonders gut gefallen hat: unkompliziertes Stichjournal; lokale Facharztsuche

Was nicht so toll war: keine Funktion zum Ausdrucken des Journals, zum Beispiel zur Vorlage in der ärztlichen Praxis

Datenschutz: Anonymisierte Auswertung der Daten durch einen „externen Dienstleister“, ALK behält sich Nutzung der Daten für „wissenschaftliche Zwecke“ und „Verbesserung der Dienste“ vor. Es gibt eine Verzahnung mit dem herstellereigenen Online-Portal allergiescheck.de. Außerdem werden personenbezogene Daten erhoben, wenn man sich für eine Hyposensibilisierungs-Therapie registriert.

Entwickelt von: Screencode GmbH im Auftrag von ALK-Abelló Arzneimittel GmbH

Smartphone Betriebssystem: ab iOS 10.0, ab Android 4.4, Download hier

Preis: kostenlos

Apps bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten

  • CodeCheck

Zielgruppe: Unterstützung für eine gesunde Ernährung und bei Nahrungsmittelunverträglichkeiten, ab dem 4. Lebensjahr

Wichtigste Funktionen: Mit der App können Sie über die Smartphone-Kamera die Barcodes von Lebensmitteln scannen und erhalten sofort Auskunft zu relevanten Inhaltsstoffen wie Gluten, Laktose, speziellen Allergenen und weiteren Reizstoffen. Auch ob das Produkt vegan oder vegetarisch ist, ist vermerkt. Eine Nährwertampel liefert einen schnellen Hinweis auf bedenkliche Fett-, Zucker- und Salzmengen, alternative Produktvorschläge werden gleich angezeigt. Die umfassende Produktdatenbank basiert auf unabhängigen Informationsquellen (Bund für Umwelt und Naturschutz, Greenpeace, Europäische Union, Deutscher Allergie- und Asthmabund u. a.) und lässt sich nach den persönlichen Vorlieben filtern und durchsuchen.

Was uns besonders gut gefallen hat: sehr intuitive und praktische App, Nutzen für den Alltag sofort erkennbar, unabhängige Informationsquellen, durch Nutzer erweiterbare Produktdatenbank

Was nicht so toll war: viel Werbung in der Basis-Version (Pro-Version gegen Aufpreis verfügbar)

Datenschutz: Leider werden zahlreiche Tracking- und Analyse-Tools eingesetzt (Google Adwords, Facebook, Adjust, Survey Town, und noch einige weitere), Rückschlüsse auf die eigene Person sollen aber nicht möglich sein.

Entwicklung im Auftrag von: Codecheck AG

Smartphone Betriebssystem: iOS, Android, Download hier

Preis: Basis-Version kostenlos, Pro-Version: 2,99 €/Monat, 19,99 €/Jahr, 10,99 €/6 Monate

  • Frag Ingrid

Zielgruppe: Menschen mit Nahrungsmittelallergie ab dem 12. Lebenjahr

Wichtigste Funktionen: In der App können Sie ein persönliches Intoleranz-Profil für Laktose, Fructose, Histamin, Sorbit, Gluten, Reizdarm und FODMAP (fermentierbare Oligo-, Di-, Monosaccharide und Polyole) anlegen. Auf dieser Grundlage und zusammen mitwissenschaftlichen Daten und Community-Bewertungen wird ein „Verträglichkeitsindex“ für einzelne Nahrungsmittel berechnet. Kuratiert werden die Daten von der gemeinnützigen Initiative „Society for Public Health“ aus Österreich.

Was uns besonders gut gefallen hat: minimalistische Aufmachung, man kann unterscheiden zwischen Karenzphasen (Zeiten, in denen auf spezielle Nahrungsbestandteile, wie Fructose, gezielt verzichtet wird) und Dauerernährung (normale, alltägliche Ernährung ohne spezielle Diät)

Was nicht so toll war: Die Handhabung der in der Produktdatenbank hinterlegten Nahrungsmittel ist nicht immer intuitiv, wenn man sie mit eigenen Unverträglichkeiten abgleichen möchte. So werden beispielsweise die Inhaltsstoffe Hafer, Gerste oder auch Dinkel aufgeführt, aber nicht die entsprechenden Brotsorten. Mit welcher Datengrundlage der „Verträglichkeitsindex“ (in Form einer Ampel) ermittelt wird, ist nicht wirklich nachvollziehbar. Stattdessen wird darauf verwiesen, sich nicht immer blindauf die App zu verlassen, sondern individuelle Erfahrungen und Gewohnheiten, z. B. bei der Zubereitung von Speisen, zu berücksichtigen.

Datenschutz: In der Regel keine Weitergabe der Angaben zu Nahrungsmittel-Intoleranzen an Dritte. Anonymisierte Daten für statistische Zwecke werden aber weitergereicht. Analysetools (mit Ausnahme der Analyse-Tools des App-Stores von Apple und des Google Play Store) kommen nicht zum Einsacht. Positiv: Die sensiblen Gesundheitsdaten werden ausschließlich lokal auf dem Gerät gespeichert.

Entwickler: Michael Zechmann

Smartphone Betriebssystem: ab iOS 12.0, ab Android 5.0, Download hier

Preis: Basis-Version kostenlos, werbefrei: 5,99 € pro Jahr

Datentracking: Welche Apps das Coronavirus eindämmen sollen

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Politik und Wissenschaft hoffen, mit dem Nachverfolgen von Daten die Ausbreitung des Coronavirus eindämmen zu können. Nur – welche Strategien sind vielversprechend?

Standort-Tracking per GPS, die Auswertung von Bewegungsdaten der Mobilfunkanbieter oder das Nachvollziehen von Kontaktpersonen per Bluetooth. Das sind nur ein paar Beispiele, wie das Sammeln und Auswerten von Daten dabei helfen soll, die Ausbreitung des Coronavirus zu kontrollieren und gleichzeitig einen Alltag mit wenig Beschränkungen zu führen. Doch schon an diesen drei Beispielen wird ersichtlich: Das eine Daten-Tracking gibt es nicht. Wir geben hier einen Überblick, welche Ansätze es deutschland- und europaweit gibt.

„Contact Tracing“ – die App der Bundesregierung

„Contact Tracing“ bleibt das Konzept der Stunde, um Kontaktpersonen von Infizierten schnell zu benachrichtigen, damit sich diese in Quarantäne begeben und damit die Infektionskette unterbrechen können. Das Prinzip funktioniert so: Über ein App auf dem Smartphone werden enge Kontaktpersonen per Bluetooth anonym über eine zufällig generierte Identifikationsnummer erfasst und in einer Liste auf dem Smartphone gespeichert. Enge Kontaktpersonen sind dabei all diejenigen, mit denen der Nutzende mindestens 15 Minuten lang bei einem Abstand von weniger als zwei Meter Kontakt hatte. Bei einem Infektionsfall können die Kontaktpersonen der letzten 14 Tage persönlich benachrichtigt werden. Dazu muss der Infizierte die auf dem eigenen Smartphone gespeicherte Kontaktliste erst freigeben.

Der große Vorteil des Verfahrens: Es werden keine Standortdaten erhoben. Und trotzdem ist die Erfassung maximal personenspezifisch. Auch lässt die Anonymisierung – wenn technisch richtig umgesetzt – prinzipiell keinen (direkten) Rückschluss auf die jeweilige Identität der betreffenden Personen zu.

Einer der Nachteile: Die Bluetooth-Technologie ist schon recht alt und gilt unter Sicherheitsexperten als unsicher und prinzipiell hackbar.

Die Frage, ob die Daten auf einem zentralen Server oder dezentral auf den eigenen Geräten gespeichert werden, hat sich geklärt: Die Regierung möchte auf eine dezentrale Softwarearchitektur setzen, bei dem die Geräte der Nutzenden untereinander kommunizieren und die Daten nicht auf einem zentralen Server gelagert werden. Das ermöglicht es auch, dass die Apps mit den Smartphone-Systemen von Apple und Google verknüpft werden können und dadurch effizienter und sicherer werden.

PEPP-PT – der europäische Standard

Die Initiative PEPP-PT (Pan-European Privacy-Preserving Proximity Tracing) besteht aus Wissenschaftlerinnen, Wissenschaftlern und Fachleuten aus acht europäischen Ländern, unter anderem Christian Boos, Mitglied im Digitalrat der Bundesregierung und den Fraunhofer-Instituten. Sie hat den Versuch gestartet, einen europaweiten Standard für eine Tracking-App zu entwickeln und damit auch ein länderübergreifendes Tracking zu ermöglichen. So sollen Infektionsmeldungen beispielsweise europaweit an die betroffenen Kontakte weitergeleitet werden. Auf Grundlage der erarbeiteten Technologie können die Länder Europas dann ihre ganz individuellen Apps entwickeln – auf Basis der zentralen Grundsätze der DSGVO für die Verarbeitung personenbezogener Daten wie Zweckgebundenheit oder sparsame Erhebung von Daten.

„Faster than corona“ und Co. – das Prinzip Datenspende

Citizen Science-Initiativen wie „Faster than corona“ oder auch die geoHealthApp des Medizinstudenten Maxim Gleser, die durch Crowdfunding finanziert wurde, stellen weitere Möglichkeiten des Datentrackings im Zuge der Coronapandemie dar. Diese Ansätze sind auf Datenspenden der Nutzenden angewiesen. Die geoHealthApp funktioniert beispielsweise nur, wenn Nutzende freiwillig Zugriff auf ihr Bewegungsprofil auf dem Handy erlauben oder anonymisiert angeben, dass sie mit dem Virus infiziert sind. Dann soll die App anderen Nutzenden anzeigen, dass sie möglicherweise Kontakt mit einem infizierten Nutzer hatten.

Auch das Robert-Koch-Institut setzt auf Datenspenden. „Corona-Datenspende“ heißt die App, die auf die Gesundheitsdaten von Fitnesstrackern und anderen Wearables zugreifen will, um beispielsweise anhand veränderter Vitaldaten, Gewichtsabnahme oder ungewöhnlicher Schlafgewohnheiten schneller auf mögliche Symptome zu schließen. Hinter der Realisierung der App steckt das Unternehmen Thryve der mHealth Pioneers GmbH, zu dessen Investoren unter anderem der Unternehmer Carsten Maschmeyer gehört. Das Unternehmen gibt sich transparent, erlaubt allerdings keinen vollständigen Einblick in den Quellcode und die Datenverwertung. Die allgemeine Schwierigkeit hinter den Datenspenden: Ob das Projekt erfolgreich ist oder nicht, hängt von der Richtigkeit der Daten ab. Der Aufwand, diese zu kontrollieren, ist oft sehr hoch und manchmal nicht umzusetzen.

Andere Länder im Vergleich

Asiatische Länder wie Südkorea oder auch China gelten als Vorbilder beim „Contact- Tracing“. Allerdings sind viele dieser Initiativen in staatliche Überwachungsprogramme eingebunden, die nicht den europäischen Maßstäben entsprechen.

So können Personen aus Südkorea Standortdaten und Bewegungsdaten freiwillig vom Staat auswerten lassen. Zusätzlich hat der Staat Zugriff auf die Daten von Überwachungskameras und Kreditkartenzahlungen, um Kontaktpersonen zu infizieren. So werden beispielsweise Orte, an denen sich möglicherweise infizierte Personen besonders oft aufgehalten haben, auf Grundlage eben dieser Daten von der Regierung auf einer Karte farblich hervorgehoben.

In China ermittelt eine von den Internetgiganten Alibaba und Tencent entwickelte App das Infektionsrisiko jeder einzelnen Person. Anhand eines QR-Farbcodes müssen sich die Landesbewohner damit vor den Behörden ausweisen. Dazu kommen die üblichen Überwachungsmaßnahmen der chinesischen Regierung.

Einwohner der Stadt Singapur erhalten Benachrichtigungen zur Pandemie von der Regierung über den Nachrichtendienst WhatsApp. Die App „TraceTogether“ basiert auf Bluetooth-Basis und gilt als technisches Vorbild unter anderem für die App, die die Bundesregierung plant. Anders als in Deutschland vorgesehen, speichert „TraceTogether“ auch die Telefonnummer.

In Hong Kong müssen Infizierte Armbänder tragen, die über einen QR-Code mit der App „StayHomeSafe“ gekoppelt werden. Danach müssen Infizierte oder Einreisende anhand der Wi-Fi-, Bluetooth- und GPS-Signale des Aufenthaltsorts ein Funksignalprofil der eigenen Quarantäne-Zone erstellen. Wird die so festgelegte Quarantäne-Zone durchbrochen, schickt der Staat eine Warnmeldung auf das Smartphone. Es drohen Geldstrafen von über 3.000 Dollar.

In Israel hat Regierungschef Benjamin Netanyahu sogar den Inlandsgeheimdienst Schin Bet miteinbezogen. 30 Tage lang hat dieser dort seit Mitte März Zugriff auf Bewegungs- und Standortdaten, die im Rahmen des Corona-Trackings erhoben wurden.